Schade, das du gehen musst
Eine Spielbeziehung zu beginnen ist leicht, es geht an jedem Ort. Eine Spielbeziehung zu beenden ist schwer- wo ist der richtige Ort dafür?
Ein Park im Regen?
Ein Gespräch an einem Tisch, zwei Becher ajurvedischen Tee darauf? Den du sowieso nicht getrunken hättest.
Warum es vorbei ist? Hast du etwas besonders Schlimmes gemacht? Hast du nie etwas Gutes gemacht?
Beides wäre als Behauptung falsch.
Eine Spielbeziehung scheint einer Mülltüte zu gleichen: Wenn ständig etwas hineinfliegt ist sie irgendwann voll und beginnt zu stinken.
Zumindest, wenn sie nicht entleert wurde. Und das müssen im Fall der Spielbeziehung beide tun, nicht nur ich.
Was hat die Tüte gefüllt?
Ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben fange ich einfach mal an.
Deine leeren Versprechungen. Du hast so viel versprochen. Du wolltest abnehmen, das Rauchen aufhören, nur noch wenig Alkohol trinken.
Fressen, rauchen und trinken können Süchte sein- das wusste ich. Dein Gewicht störte mich von Anfang an- nur nicht genug, um dir keine Chance zu geben. Und du wolltest ja abnehmen, gelle?
Rauchen ist eine Sucht- angeblich warst du bereits dabei, es zu lassen. Ich hätte es besser wissen müssen- Raucher wollen es immer lassen, wenn es Jemanden stört- in Wirklichkeit meinen sie meist, die andere würde sich schon daran gewöhnen.
Der Alkohol- du trinkst immer irgend etwas- und, sobald du mehr Probleme als sonst hast, massiv zu viel. Es ist typisch Alkoholliebhaber , sich in neuen Beziehungen zunächst zusammenzureißen. Um dann ein von dir gefühltes Problemchen zu nehmen und dich wieder zu betrinken.
Da kam der Ekel. Du, mit dem blöden Ausdruck des Betrunkenen, aus allen Poren nach Nikotin und Alkohol riechend. Und damit war die Mülltüte voll.
Viel mehr kam in den Monaten mit dir hinein: Deine Eifersucht. Obwohl von Anfang an klar war, das du Spielpartner bist. Obwohl von Anfang an klar war, das ich eine feste Beziehung suche- aber eben nicht mit dir oder zu dir.
Deine ewige Art, dich durchs Leben zu schnorren.
Als deine Kinder geboren wurden hattest du eine eigene Wohnung, die Kindesmutter bekam Geld vom Amt. Du posaunst durch die Gegend, du hättest Kindesunterhalt bezahlt- du bist armselig. Als würden andere Leute ihre Kinder nicht unterhalten.
Und warst nach deiner Definition gleichzeitig lange genug mir ihr "zusammen", um noch ein zweites Kind zu machen... Hast dich getrennt, weil sie dich betrogen hat- ist es möglich, jemanden zu " betrügen", der - wie du damals- Staatsdiener war, aber die Kindesmutter vor dem Sozialamt kaum kannte?
Und jetzt? Die Kindesmutter lebt wieder vom Amt, eins deiner Kinder auch. Du kommst gar nicht auf die Idee, es könne dich etwas angehen. Ausser ihnen, Vorwürfe zu machen, natürlich.
Du siehst immer nur, was du selbst tust. Wie oft hast du gerne gegessen, was ich gekocht habe? Ich kann es nicht zählen.
Hast du jemals gekocht? Nein.
Ja, du hast auch was gemacht. Wäsche gewaschen und zusammengelegt. Was ich gut fand. Und besser gefunden hätte, wenn es ohne den ständigen Ruf " Der Wäschemann ist da" geklappt hätte.
Habe ich eigentlich jemals " Die Köchin ist da" gerufen? Nein, natürlich nicht. Wahrscheinlich ist es biologisch bedingt, das ich als Frau koche.
Und bedarf deswegen keiner Erwähnung?
Waren wir jemals im Theater? Ja, einmal. Anlässlich meines Geburtstages. Den ich- und das lag nicht an mir!- ohne dich verbracht habe. Spielbeziehung Nummer eins war da, aber nicht um Mitternacht. Nicht am Morgen.
Was war nochmal der Grund? Ach ja- du musstest 10 Stunden arbeiten und wohnst 20 Minuten von mir entfernt. Habe ich damals etwas gesagt? Nein, natürlich nicht. Ich warf es in die Mülltüte.
Im Theater war ich ohne dich. Es interessiert dich ja nicht. Klar eigentlich-denn da stehen die Schauspieler auf der Bühne, nicht du.
Für deine Privatbühne war immer Zeit- verging ein Wochenende, an dem du mich nicht zu irgendeiner SM- Party schleppen musstest? Voller Besitzerstolz- und zutiefst beleidigt, wenn ich nicht spielen wollte? Bzw. nicht mir dir öffentlich spielen wollte?
Ich habe dich, deinen eitlen Stolz sehend, jedes Mal ein wenig mehr verachtet. Das Gefühl ging in die Mülltüte.
Deine Eifersuchtsszenen- wäre es nach dir gegangen hätte ich mich verhalten wie deine Ehefrau.
Und du dich wie jemand, der ab und zu vorbeikommt, das Thema " Ich über mich " abhandelt, sexelst, nochmal irgendeine Meinung zu irgendwas abgibt- und wieder geht.
Beliebig wie Jeder, besitzend wie Einer.
Ich bin kein Fernseher und kein Auto- das hast du nie verstanden.
Eine Frau wird nicht besessen- mit einer Frau sollte ein Mann " in Beziehung treten", daher kommt dieser Begriff. Aber ich glaube, ebenso könnte ich dem Blindgeborenen die Farben erklären.
Eine Beziehung - auch eine Spielbeziehung- ist keine Einbahnstraße, ist ein Geben und Nehmen- du hast es manchmal in Ansätzen verstanden. Ansätze reichen nicht.
Was war schlimmer- auf den nächsten Ausbruch, den nächsten Suff zu warten oder dass mein Kopf in deiner Gegenwart nichts zu tun hatte?
Beides war schlimm und häufte sich. Dich nur sexuell zu nutzen ging nicht- sobald du etwas mehr Zeit hattest wolltest du " mit mir reden." Sprich: Du wolltest über das Thema " Ich über mich " reden. Dein ewiges Lieblingsthema.
Letztlich ging es dir immer nur darum, über mich deine Arbeiteridylle zu erfüllen:
Die Frau verdient Geld, die Frau putzt die Bude, die Frau kocht sowieso, die Frau kauft sowieso ein.
Die Frau nutzt das Geld, um sich jede Menge Kram zu kaufen, damit du besser mit ihr angeben kannst.
Inklusive Make- up, um die Augenringe zu überschminken...
Hört deinen Ausführungen über dich zu.
Hat natürlich keine Liebhaber.
Nimmt die Langeweile aus dem Alltag hin, nimmt die Langeweile hin, die vom Alltag aus in den sexuellen Bereich hinüberschwimmt und zäh wie Kaugummi dort kleben bleibt.
Und bringt sich eines Tages erfolgreich um, dir eine Witwerrente überlassend. Was dir nicht nur die Möglichkeit gäbe, im Nachhinein die Beziehung zu definieren und dich als das Opfer hinzustellen. Das du nach eigenen Angaben ein Leben lang warst.
Ich kanns nicht verstehen, ich bin immer wieder mal Täterin. Und stehe dazu.
Ja, du hast meine Körper irgendwie befriedigt, aber meinen Kopf nicht. Und auch meinem Kopf hat die sexuelle Befriedigung bei dir gefehlt.
Ja, du bist nicht so faul wie einige andere Männer- das reicht allein nicht.
Du bist nicht eifersüchtiger als viele andere Männer. Und dennoch kann ich es nicht mehr ertragen.
Du bist nicht illoyaler als viele andere Männer- und hast doch über die Mutter deiner Kinder und über deine sonstigen Beziehungen schlecht geredet. Sehr schlecht.
Über mich wirst du auch schlecht redend- und irgendwer wird so dumm sein, dich zu bemitleiden.
Vielleicht passen Raucher und Raucherin, Speckbauch und Speckbauch, Alkoholliebhaber und Alkoholliebhaberin, Fetenspielerin und Fetenspieler, relativ bildungsfern und relativ bildungsfern ja zusammen.
Komischerweise willst du immer Frauen, die das Gegenteil sind- warum, verstehe ich nicht.
Gab es schöne Momente mit dir? Eindeutig ja.
Habe ich Fehler gemacht? Ja klar- ich hätte mir denken können, das du weiterhin rauchen und zuviel fressen würdest. Weil es immer so ist. Trotzdem füllte das die Mülltüte.
Hätte die Spielbeziehung halten können?
Ja. Wenn du mir die Szenen und die Forderung nach Öffentlichkeit erspart hättest noch ziemlich lange.
Denn ich bin in dieser Hinsicht bequem.
Und wenn du Alkohol und Nikotin weiterhin ausserhalb meiner Häuslichkeit gelassen hättest. Deinen Bauch hätte ich auch noch länger irgendwie übersehen wie einen hässlichen Betonpfeiler im Balkonpanorama.
Deine geballte Wut bei meiner Weigerung, weiterhin auf irgendwelchen Partys dein Spielobjekt zu sein sowie deine Eifersucht gaben den Rest. Da war die Tüte voll. Übervoll.
Gebe ich dir die Schuld? Nein. Ich hätte es wissen können. Zudem sind Spielbeziehungen nicht für die Ewigkeit ausgelegt.
Schuld ist kein Kriterium.
Bin ich traurig oder wehmütig? Etwas. Durchaus. Und die sexuelle Grundversorgung bei mir zu Hause wird mir fehlen.
So sei es - erstmal muss eine Lücke entstehen, bevor etwas Neues Platz finden kann.
Ich danke dir für jeden Orgasmus und jedes Stück gewaschene Wäsche.
Lass die Mülltüte stehen- ich bringe sie schon raus und werfe sie weg.
Für dein restliches Leben wünsche ich dir Frieden und Glück.
Nie die deine gewesen
Rose